Informationsveranstaltung zum Kinderförderungsgesetz:
120 Gäste konnte die Landtagsabgeordnete Brigitte Hofmeyer zu einer Informations‑ und Diskussionsveranstaltung über den im Hessischen Landtag eingebrachten Gesetzentwurf für ein sogenanntes „Hessisches Kinderförderungsgesetz“ (KiFöG) in der Stadthalle Wolfhagen begrüßen, darunter viele Kita-Leiterinnen, Erzieherinnen und Erzieher, Elternvertreter sowie Vertreter aus Kommunen und Gewerkschaften.
Die Leiterin des Jugendamtes des Landkreises Kassel, Sabine Scherer, zeigte in einem Fachvortrag die beabsichtigten Änderungen und die Auswirkungen auf Kitas, Kinder und Kommunen auf. Carmen Ramos, Leiterin einer Kindertagesstätte aus Wolfhagen sowie Thomas Raue, Bürgermeister der Gemeinde Habichtswald, stellten die neuen Rahmenbedingungen aus Sicht eines Kindergartens bzw. der pädagogischen Anforderungen sowie der finanziellen Seite dar.
Die Diskussion hat in beeindruckender Deutlichkeit gezeigt, dass die geplanten Veränderungen einen Rückschritt für die frühkindliche Betreuung, Erziehung und Bildung bedeuten und daher auf keinen Fall in Kraft treten dürfen“, so Landtagsabgeordnete Brigitte Hofmeyer.
Die Erzieherinnen und Erzieher hätten deutlich gemacht, dass die neu geplante Fachkräftebemessung (Abkehr von Gruppenfinanzierung) in vielen Fällen Nachteile bringe und ein schlechteres Betreuungsverhältnis zur Folge habe. Dies sei pädagogisch genauso untragbar wie die Zulassung von 20% Nicht-Fachkräften. Dieser Qualitätsverlust sei mit Blick auf die steigenden Anforderungen in den Kitas nicht hinnehmbar.
Bürgermeister Raue ergänzte, die Kopf-Finanzierung führe dazu, dass ständig neu gerechnet werden müsse und es zu keiner dauerhaft verlässlichen Finanzierung für die Träger kommen werde. Dies wiederum hätte viele befristete bzw. Teilzeit-Arbeitsverträge zur Folge, die keiner wolle.
„Der Erziehungsberuf leidet heute schon unter Attraktivitäts‑ und Nachwuchsmangel. Wie kann man solche Rahmenbedingungen setzen, unter denen es noch schwieriger werden wird, junge Menschen für diesen Beruf zu begeistern“, beklagte eine Erzieherin.
Hofmeyer ergänzte, dass sie bei der geplanten Abkehr von der Gruppenfinanzierung erhebliche Existenznöte für kleinere Einrichtungen im ländlichen Raum sehe, die wegen geringer Kinderzahlen nicht den Höchstbetrag an Finanzierung erreichen und deshalb zukünftig die Fachkraft-Finanzierung nicht gewährleisten könnten.
Stark kritisiert wurde auch, dass die bisherige Gruppenreduzierung bei Aufnahme von Kindern mit Behinderung nicht mehr greife. Integrationskinder würden beim personellen Bedarf und bei der Gruppengröße im neuen Gesetz nicht berücksichtigt werden.
„Dieses Gesetz ist ein pädagogischer Rückschritt und wird von einem ungeheueren Bürokratismus bestimmt“, kritisiert die Landtagsabgeordnete. Die zeitaufwendigen Berechnungen würden wiederum zu Lasten der Betreuungszeit gehen. Hier sieht Hofmeyer genauso Änderungsbedarf wie bei der Anrechnung von Ausfallzeiten. Weder für die Leitungsfunktion noch für Konzeptentwicklung, Elterngespräche oder Teamsitzungen seien Zeitkontingente eingeplant und das widerspreche jeder Praxis. „Bei diesem Gesetzentwurf musste jeder pädagogische Anspruch einem rein betriebswirtschaftlichem Denken Platz weichen. Daher darf dieser Gesetzentwurf niemals Realität werden“, fordert die SPD-Politikerin.
Peinliche Reaktion der Landesregierung
Wie sehr die landesweite Experten-Kritik schmerzt, zeigt die überaus peinliche Reaktion der CDU/FDP-Landesregierung: man macht jetzt Aufklärungsveranstaltungen mit Sozialminister Grüttner, in denen man "Fehlinterpretationen" ausräumen will. Anbei ein kleiner Katalog, den sich Herr Grüttner mal anschauen sollte.